Der Baikalsee ist der tiefste und älteste Süßwassersee der Erde. Auch der wasserreichste.
Mit 600km Länge und 1.642 Meter Tiefe hat der Baikalsee den 480-fachen Wasserinhalt des Bodensees.
Am 25. Dezember hatte ich die letzte Fähre des Jahres erwischt. Der Baikalsee friert zu diesem Zeitpunkt schnell zu.
Asien bricht hier am Baikal-Rift langsam auseinander. Mit 4mm pro Jahr. Ähnlich wie das Afar-Dreieck im Ostafrikanischen Dreieck (siehe Dschibuti-Eintrag).
Als ich auf der 72km langen Insel Olkhon ankomme, kann ich es gar nicht fassen, wo ich gerade bin:
Nachts in Khuzir angekommen – dem Hauptort auf der Insel – gibt es kein Halten 😀 Ich muss die Insel entdecken und stapfe noch um 23:00 zur Hauptattraktion der Insel: dem Shaman Rock.
Es lohnte sich: ohne Stativ hatte ich dieses Foto mit Milchstraße aus der Hand heraus bei 60km/h Wind und -17°C gemacht.
Am nächsten Morgen hab ich es mir bei Tageslicht angesehen. Die 13 Holzpfähle stehen für die 13 Ulisse (Siedlungsgebiete der Jakuten) sowie für Haus, Familie, die Verbindung zur Natur und dem Schutz durch Geister auf einer Anhöhe.
Die Stoffbänder (Aalgy) an den Serge-Pfählen sehen tibetischen Gebetsfahnen ähnlich, haben aber eigene, tief verwurzelte indigene Bedeutungen: sie sollen den Ort segnen, Schutzgeister milde stimmen und Reise- und Jagdglück herbeiführen. Die Naturverbundenheit steht immer im Mittelpunkt.
Gleich dahinter und darunter liegt der spektakuläre Schamanen-Fels.
Der weiße Marmor-Kalkstein mit Quarzitadern wurde über 500 Millionen Jahre durch Wind, Wasser und Eis geformt.
Was für Überraschungen! Shugar-Eisformationen (Pancake Ice). Das sind runde Eisplatten im Baikalsee, die durch Wasserströmungen unter dem Eis, Windbewegungen, Temperaturunterschiede und Drehbewegungen kleiner Wirbel im Wasser entstehen.
Als wäre das nicht schon genug Erlebnis für 1 Tag, sehe ich ringförmige Lenticular-Wolken in leuchtendem Lila am Abendhimmel.
Und das Essen auf einer Insel im tiefsten See der Welt?
Am nächsten Tag starte ich einen wilden Roadtrip in den Norden der Insel.
Bis zum Kap Choboi (Felskap) nur mit geländegängigen Fahrzeugen befahrbar. Am besten mit sowjetischen UAZ’s.
Übrigens: die gesamte Baikalregion hat besonders viele Sonnenstunden im Jahr.
Leider auch irre viel Sarma-Wind!
Sarma ist ein extrem starker, böiger Fallwind mit bis über 140 km/h durch den Luftdruckunterschied zwischen dem Hochplateau und dem kälteren Seebecken. Trotz dreier Sturmhauben hat mich das richtig krank gemacht.
Nordöstlich der Insel Olchon liegt die tiefste Stelle des Baikalsees.
Heimfahrt 🙂
Extrem krank und mit Fieber schleppe ich mich mit neuen Freunden in den Süden der Insel…
Warum? Der See ist zugefroren! In Windeseile! Sprichwörtlich! Durch die starken Böen zuletzt. Jetzt gibt es also Baby-Eis zu sehen 🙂
Ich möchte mir den Horse Head anschauen…
Meine neue Freundin Lidiya hat mir Schlittschuhe besorgt – sogar in meiner Größe 🙂
Wenn Pflanzenreste und tote Tiere durch Mikroorganismen am Seegrund zersetzt werden, entsteht Methan (CH₄). Wenn der See zufriert, bleibt das geruchlose und farblose Gas im Eis stecken. Über die Zeit sammeln sich mehrere Schichten von Blasen, die wie eingefrorene Perlenketten aussehen 🙂
Eislaufen in den schier unendlichen Weiten auf dem Baikal-See! Ich werde das NIE vergessen 🙂 🙂 🙂
Was für ein Erlebnis 🙂

Rückfahrt nach Irkutsk 🙂
Meine Reisedoku zu Russland im Winter kannst du hier ansehen 🙂
25/12/2024