Yakutsk – Schon beim Aussteigen beißt dir der Frost ins Gesicht. Und die Nasenflügel bleiben kleben. Großartig 😀
Davor hat mich schon der winterliche Nachtflug über Sibirien fasziniert 🙂
8.000km von Moskau Fahrtstrecke entfernt (Luftlinie 5.000km) ist die Luft in der kältesten Stadt der Welt trocken und klar.
Die Straßen sind voller Leben, trotz minus 40 Grad und darunter. Menschen tragen Pelz, Zwiebellook und feste Stiefel.
Unter den Häusern liegt 700 Meter tiefer Permafrost – deshalb stehen viele Gebäude auf Betonstelzen. Wären sie direkt am Boden gebaut, würden sie einsinken.
In Yakutsk nennt man die isolierende Abdeckung für den Motorraum im Winter liebevoll „Natasha“. Ohne Natasha kein Start, sagen viele 🙂 Funktionsweise von Natasha:
Nach dem Abstellen speichert sie die Restwärme des Motors und verhindert, dass sie sofort an die eisige Umgebung verloren geht. Sie verzögert das Auskühlen von Motoröl, Kühlflüssigkeit und Batterie. Am nächsten Morgen ist der Motor weniger stark ausgekühlt – das Auto startet leichter und schonender, auch ohne beheizte Garage. Meist besteht die „Natasha“ aus einem dicken, feuerfesten, mehrlagigen Isoliermaterial, oft mit Aluminium- oder Thermofolie außen und Polsterung innen.
Auch die Busstationen sind beheizt. Nicht alle. Immerhin ein Dutzend.
Sehr spannend ist für mich die – nahezu aufgegebene – Altstadt mit traditionellen Holzhäusern.
Mich zog es in die wahrscheinliche schönste Kirche der Stadt: die Verklärungskathedrale.
Hier begegnete ich einem Feuerwehrmann, mit dem ich Freundschaft schloss und der mir in seinem Geländewagen eine ganz spontane Rundfahrt in und außerhalb von Jakutsk bescherte. Er konnte kein Englisch. Wir haben uns trotzdem bestens verstanden 🙂
Der Markt ist ein Erlebnis für sich. Fisch liegt gefroren offen auf Tischen – frisch wie Eis.
Tee ist hier Pflicht, Wodka eine Seltenheit… Auf dem offenen Fleischmarkt findet man ebenso außergewöhnliche Delikatessen und besondere Wurstsorten mit feinen sibirischen Sommerkräutern.
An die Kälte gewöhnt man sich schnell: einmal hatte es nur -31°C, da will man sich schon einige Schichten ausziehen. Insgesamt kann Kälte ohnehin nicht auf die Temperatur allein reduziert werden. Feuchtigkeit und Wind spielen eine entscheidende Rolle. Das ist in Sibirien wirklich sehr angenehm.
Essen bedeutet in Ostsibirien Wärme, Heimat, Halt. Besonders beliebt: „Stroganina“ – roher, gehobelter und gefrorener Fisch in Streifen.
Auch Rentier, Pferdefohlen und Elch stehen auf dem Menü.
Dazu scharfer Senf und Wodka – für Mutige.
Überhaupt spiegeln die Restaurants sehr reichhaltige und vielfältige Kulinarik wider.
Überhaupt ist alles ganz exotisch hier… das macht Freude 🙂
Auch die Mitteljakutische Niederung interessiert mich: um Taiga und Tundra zu sehen, fahre ich nach Chochur Muran – einem kulturell-historischen Erlebnisort mit jakutischen Jurten, traditionellen Holzhäusern und Bauernhöfen. 🙂
Von einer Lichtung (Poljana-Outdoor-Zentrum) oberhalb Chochur Murans hat man einen wunderschönen Ausblick auf die weite Ebene Sibiriens.
Fasziniert von der Aussicht bleibe ich eine Weile hier… 🙂
Von Chochur Muran kann man auch selbst eine Hundeschlitten-Tour machen. Dort kann man u.a. auch lernen, wie man Stroganina-Fisch hobelt… Ich bleibe bei den Hunden.
Der Ostsibirische Laika ist eine ausgeglichene Hundeart mit starkem Charakter und Jagdinstinkt. Sich von ihm ziehen zu lassen macht besonders Spaß. Ihnen ganz offensichtlich auch 🙂
Wer sich fragt, wie man bei Temperaturen um die -60°C überhaupt Fotos machen kann, sollte sich gut vorbereiten 😉
Bei einem Ausflug ins Mammut-Museum habe ich ganz besonderes Glück…
…denn im Sommer 2024 wurde ganz in der Nähe das am besten erhaltene Mammut aller Zeiten entdeckt. Ein 50.000 Jahre altes weibliches Baby-Mammut. Es wurde am 22. Dezember 2024 der Weltöffentlichkeit präsentiert. Nichts davon wissend war ich am 23. Dezember somit der allererste Gast, der einen Blick darauf in der Kühlkammer werfen durfte 🙂
Auch ins Permafrostmuseum südlich von Jakutsk kann man einen Blick werfen… Speziell ist hier die ausgestellte Eiskunst:
Noch einmal will ich zum Fisch- und Fleischmarkt von Jakutsk: Weltweit ist das einfach einmalig, dass Fisch und Fleisch einfach offen gefroren verkauft wird.
Absolut faszinierendes kulturelles Erlebnis: Ein Mix zwischen indigener Tradition und sowjetischem Erbe.
Ein Freund erklärte mir, dass die Einheimischen riesige Mengen an Fleisch und Fisch zum günstigen Preis kaufen und dann ums Eck herum zu einem “Zerkleinerer” gehen: so erhalten sie einen besseren Verkaufspreis.
Noch ein paar Szenen aus der Stadt 🙂
Ein Videodokumentation zu meiner Russland-Reise im Winter gibt es hier:
Sibirien ist kein Ort, sondern ein Gefühl.
18/12/2025